Orthodoxe Kirchen an der polnischen Ostsee
In der Luft hängt schwerer Weihrauchduft, altehrwürdige Ikonen scheinen die Besucher zu beobachten und ein mitreißend fremder, melodischer Gesang erfüllt den Raum. Es ist, als beträte man eine andere Welt. Den Zauber, den ein orthodoxer Gottesdienst ausüben kann, muss man selbst erlebt haben. Zwar finden sich die größten orthodoxen Minderheiten Polens heute im Osten des Landes, nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Gläubige aber auch in den ehemaligen deutschen Ostgebieten angesiedelt. Nicht immer ganz freiwillig. Auch an der polnischen Ostsee gibt es gegenwärtig einige versprengte orthodoxe Gemeinden.
So beispielsweise die 1953 in Koszalin (Köslin) gegründete Pfarrgemeinde. Als Gotteshaus wurde ihr die ehemalige Kloster- und spätere Schlosskapelle aus dem 13. Jahrhundert übereignet. Schon 1955 erhielt die Cerkiew Zaśnięcia Najświętszej Maryi Panny (Kirche der Entschlafung Mariens) eine prächtige Ikonostase. Diese mit Ikonen geschmückte Wand trennt den Kirchen- vom Altarraum. Sie besitzt in der Regel drei Türen, die königliche, die dem Priester vorbehalten ist, sowie die nördliche und die südliche Tür, durch welche der Messdiener den Raum betritt. Die Reihenfolge der religiösen Abbildungen auf den Ikonen ist in der Regel fest vorgegeben.
Derzeit plant die Gemeinde den Bau eines neuen Gebäudes. Das dreigeschossige Bauwerk soll neben einem Altenpflegeheim, der Gemeindekanzlei und Gemeinderäumen auch ein Ikonenmuseum sowie einen Konferenzsaal beherbergen. Das Museum soll zunächst Werke zeigen, die sich bereits im Besitz der Gemeinde befinden und dann Stück für Stück ausgebaut werden. Die Verantwortlichen rechnen damit, dass bereits im Mai 2014 nach Abschluss archäologischer Untersuchungen die Fundamente fertiggestellt sein werden. Das Gebäude mit einer Nutzfläche von 800 qm soll zudem für ökumenische Treffen mit anderen Glaubensgemeinschaften genutzt werden.
Typischer Altar in einer orthodoxen Kirche - © JONATHAN - Fotolia.com
Die orthodoxe Gemeinde von Koszalin ist genauso bunt zusammengesetzt, wie auch die anderen Gemeinden in den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Ihr gehören die Nachfahren von Belarussen, Ukrainern, Armeniern, Russen, Lemken und auch Polen an. Hier kann man sozusagen ein echtes Stück multiethnisches und multikulturelles Erbe der alten polnischen Republik erleben. Weitere sehenswerte orthodoxe Kirchen gibt es beispielsweise in Słupsk (Stolp), Trzebiatów (Treptow) und Szczecin (Stettin).
Von besonderer historischer Bedeutung ist die Kaplica Świętego Ducha (Heiliggeistkapelle) in Trzebiatów. In der aus dem 13. Jahrhundert stammenden Spitalskapelle tagte 1534 der Treptower Landtag, auf dem die Durchführung der evangelischen Reformation in Pommern beschlossen wurde. Das gotische Bauwerk verfügt über originale Wand- und Deckenmalereien. Ein Neubau, der im Gegensatz zu den historischen Kirchen auch äußerlich an die Orthodoxie erinnert, ist die Cerkiew Św. Mikołaja (St. Nikolaus-Kirche) in Szczecin. Das 2011 vollendete Gotteshaus trägt den Titel einer Konkathedrale der Diözese Wrocław-Szczecin und verfügt über eine prachtvolle Inneneinrichtung.
In Treptow an der Rega selbst gibt es keine Hotels - für die Erkundung der erhalten gebliebenen Stadt und einen Urlaub an der polnische Ostsee gibt es eine große Auswahl an Unterkünften, auch in der näheren Umgebung. Wenn Sie Treptow an der Rega besuchen, sollten Sie einige Zeit mitbringen: Es gibt eine Aussichtsplattform auf der Marienkirche und einen Stadtrundgang mit polnisch-, englisch- und deutsprachigen Tafeln. In einer Seitenstraße des Marktplatzes finden Sie an einer Wand ein Scraffito aus dem 18. Jahrhundert. Die Stadtmauer ist erhalten und das Ortsbild lässt die ehemalige Bedeutung der Stadt noch erkennen.