Museumshof Jamunder Hof (Zagroda Jamneńska) in Jamno
Seit kurzem stehen die Fundamente. Bis Jahresende soll der historische Rekonstruktionsbau im Dorfkern von Jamno (Jamund) dann vollendet sein. Die „Zagroda Jamneńska“, der Jamunder Hof, wird derzeit als Freilichtmuseum neben der gotischen Kirche des kleinen Ortes errichtet. Das Anwesen spiegelt den Zustand eines typischen Bauernhofes der „Jamunder Kultur“ aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wieder.
Die Gegend um das Dorf, heute ein Stadtteil von Koszalin (Köslin), und die Südseite des gleichnamigen Strandsees galt bis ins 20. Jahrhundert hinein als ein einzigartiger Rückzugsraum für die jahrhundertealte lokale Bauernkultur. Sie verband das slawisch-kaschubische Erbe mit den Bräuchen und Traditionen der im Mittelalter vor allem aus dem Niederrheingebiet und Friesland eingewanderten Siedler.
Die Anlage soll aus einem Wohn- und einem Wirtschaftsgebäude bestehen, die nach historischem Vorbild originalgetreu erbaut werden. Besucher des Anwesens erwartet künftig eine ständige Ausstellung zu Geschichte und Gegenwart der Region mit multimedialen Elementen. Darüber hinaus sollen museumspädagogische Maßnahmen und zahlreiche Veranstaltungen stattfinden. Große und kleine Gäste werden auch die Möglichkeit haben, in die Alltagswelt des 19. Jahrhunderts einzutauchen, und dabei zu lernen, wie früher Brot gebacken, getöpfert oder gekocht wurde.
Zudem entsteht im Rahmen des Vorhabens eine Touristenroute mit Geschichten und Legenden rund um den Jamunder See, die als Anwendung für mobile Endgeräte und in gedruckter Form angeboten wird. Insgesamt soll die Investition umgerechnet rund eine Million Euro betragen, von welcher der Großteil aus EU-Fördermitteln stammt. Zudem wird zeitgleich für etwa eine halbe Million Euro die benachbarte Marienkirche restauriert. Das im Laufe der Jahrhunderte mehrfach um- und ausgebaute Gotteshaus stammt aus dem 14. Jahrhundert und zählt somit zu den ältesten baugeschichtlichen Denkmälern Koszalins. Bis heute blieben wertvolle polychrome Deckenmalereien und Einrichtungsgegenstände aus der Zeit des Barocks erhalten.
Jamno liegt rund 15 Kilometer südöstlich vom Seebad Mielno (Großmöllen). Zum Ufer des Jezioro Jamno (Jamunder Sees) sind es knapp zwei Kilometer. Dort befindet sich der Anleger der Ausflugsfähre „Koszałek“, die im Sommer regelmäßig von und nach Mielno-Zentrum sowie Mielno-Unieście (Nest) verkehrt. Die landschaftlich reizvolle Gegend lädt zudem zu Wander- und Radtouren ein. Seit einigen Jahren investieren die Anrainergemeinden in den massiven Ausbau der Radwanderwege rund um den Jamunder See.
Besonderheiten
Der kleine Ort Jamno liegt am Südufer des gleichnamigen Sees, zwischen dem Ferienort Mielno (Großmöllen) und der Kreisstadt Koszalin (Köslin). In der Region mischten sich im Mittelalter slawische Einflüsse mit den Traditionen von deutschen, friesischen und vermutlich auch holländischen Siedlern. Lange Zeit lebte man in dem sumpfigen Gebiet weitgehend abgeschieden von der Außenwelt. Deshalb entwickelte sich dort eine eigene Jamunder Bauernkultur. Bis Ende des 19. Jahrhunderts war es üblich, innerhalb der eigenen Gruppe zu heiraten; noch bis nach dem Ersten Weltkrieg trug man im Alltag die traditionelle Jamunder Tracht. Charakteristisch dafür sind gestreifte Westen und Mieder in verschiedenen Rottönen.Mit dem Bevölkerungsaustausch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs geriet auch die Jamunder Kultur in Vergessenheit. Doch bereits seit den 1970er Jahren widmeten sich polnische Ethnographen diesen Traditionen. Das Regionalmuseum in Koszalin sammelte Exponate zur Jamunder Kultur, die zumeist aus dem 19. Jahrhundert stammen und dort seit 2001 in einer eigenen Ausstellung gezeigt werden. Einige der Exponate bilden den Kern einer neuen Dauerausstellung, die ab dem kommenden Jahr vor Ort in Jamno zu sehen sein werden. Diese werden ergänzt durch Leihgaben anderer Museen. Das in Jamno entstehende Heimatmuseum ist eine Zweigstelle des Museums in Koszalin.
Foto: Klaus Klöppel
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